Königsgambit, abgelehnt

Königlicher Misstrauensantrag.

Das Königsgambit beginnt mit den Zügen 1. e4 e5 2. f4 und folgender Stellung:

Abgelehntes Königsgambit.

Schwarz hat jetzt die Möglichkeit das Geschenk anzunehmen oder abzulehnen. Im englischsprachigen Raum kürzt man diese zwei Möglichkeiten gerne ab mit KGA (=King's Gambit Accepted) und KGD (=King's Gambit Declined). Wir wollen uns hier einmal nur auf das Abgelehnte Königsgambit konzentrieren und ein bisschen in die Varianten schauen. Man sollte nämlich immer misstrauisch sein, wenn einem der Gegner Geschenke hinstellt. Niemand wird Gambits aus Versehen spielen, sondern sich in den Varianten schon sehr gut auskennen. Dann vielleicht lieber nicht darauf eingehen und normal seine Figuren weiter entwickeln, z.B. mit 2. ... Lc5 und folgender Stellung:

Abgelehntes Königsgambit.

Da steht der Läufer jetzt gemein. Der Plan vom Weiß im Königsgambit ist ja eigentlich kurz zu rochieren und dann mit dem Turm auf der halboffenen f-Linie anzugreifen. Das geht jetzt nicht mehr so einfach. Und Weiß kann auch nicht 3. fxe5 spielen, weil nach 3. ... Dh4+ der Weiße aufgeben könnte:

Abgelehntes Königsgambit.

Es ist also erstmal normale Entwicklung angesagt und nach 3. Sf3 d6 4. Sc3 Sf6 erreichen wir folgende Stellung:

Abgelehntes Königsgambit.

Schwarz hat erfolgreich den ersten Angriffsversuch abwehren können und den Weg frei zur kurzen Rochade. Weiß müsste hingegen zuerst einmal darüber nachdenken den Läufer auf c5 abzutauschen, bevor er wieder über einen Figurenangriff am Königsflügel nachdenken kann. Oder auf einen Bauernsturm am Königsflügel umschwenken.

Neben dieser klassischen Ablehnung gibt es noch eine Reihe anderer Varianten wie z.B. 2. ... Df6 (Nordwalder Variante) oder 2. ... Sc6 (Adelaide-Gegengambit), wir wollen uns hier aber nur noch den spannenden Konter mit 2. ... d5 anschauen:

Abgelehntes Königsgambit.

Wenn da jetzt Weiß unsicher ist und unbedacht 3. fxe5 schlägt, kommt wieder mit 3. ... Dh4+ der fiese Knockout durch die Dame:

Abgelehntes Königsgambit.

3. exd5 wäre der richtige Zug:

Abgelehntes Königsgambit.

Jetzt hat Schwarz zwei überraschende Fortsetzungen. Und das ist auch psychologisch nicht so einfach für Weiß, weil er ja angreifen wollte und deshalb extra das Königsgambit wählte. Ein Weg wäre das Nimzowitsch-Gegengambit mit 3. ... c6 und folgender Stellung:

Abgelehntes Königsgambit.

Nun ist es also plötzlich Schwarz, der einen Bauern anbietet und ein Gambit spielt um seine Figuren schneller entwickeln zu können. Es geht aber noch überraschender mit 3. ... e4 und dem Falkbeer-Gegengambit:

Abgelehntes Königsgambit.

Das ist jetzt richtig nervig für Weiß. Wie soll er jetzt seinen Königsspringer entwickeln? Weiß ist schon fast gezwungen mit 4. d3 die Situation im Zentrum zu bereinigen.


Hinweis: Niemand zwingt einen eine Gambiteröffnung mitzuspielen. Wenn man sich unsicher ist, lieber aufs Schlagen verzichten und normal seine Figuren entwickeln. Ansonsten wird man fast immer in die Defensive gedrängt.