Caro-Kann-Verteidigung

Wer kann, der Caro-Kann!

Die Caro-Kann-Verteidigung wurde benannt nach dem Engländischen Schachspieler Horatio Caro und dem Österreichischen Schachspieler Marcus Kann, die beide Ende des 19.ten Jahrhunderts diese Eröffnung analysierten und auch erfolgreich im Turnierspiel anwandten. Charakterisiert ist sie durch die Züge 1. e4 c6, wodurch folgende Stellung entsteht:

Caro-Kann-Verteidigung.

Man ahnt die Absicht von Schwarz, als nächstes soll 2. ... d5 folgen. Und wenn Weiß auf d5 schlägt, kann Schwarz mit dem c6-Bauern zurückschlagen und behält einen Bauern im Zentrum. Also typischerweise nach 2. d4 d5 in folgender Stellung:

Caro-Kann-Verteidigung.

In der Skandinavischen Verteidigung hätte Schwarz sofort 1. ... d5 gespielt und müsste mit der Dame zurückschlagen, was nicht so ideal ist, man sollte ja zuerst die Leichtfiguren entwickeln. Da wirkt das verzögerte 2. ... d5 im Caro-Kann schon etwas logischer, weil man mit dem Bauern zurückschlagen kann. Es gibt auch eine gewisse Verwandtschaft, jedenfalls im Geiste, mit der Französischen Verteidigung, die mit 1. e4 e6 2. d4 d5 und folgender Stellung beginnt:

Caro-Kann-Verteidigung.

Die Idee, mit dem Bauern auf d5 zurückschlagen zu können, ist dieselbe. Wenn Weiß aber mit dem Bauern nach e5 vorrückt, ist der weißfeldrige Läufer von Schwarz plötzlich ziemlich eingesperrt und die ganze Stellung sehr beengt. Und bei Caro-Kann kann der Läufer zumeist sehr gut vor die Bauernkette, z.B. nach f5, entwickelt werden, ein weiterer Vorteil. Es gibt aber auch Nachteile, ansonsten würde es ja jeder spielen. Schwarz schwächt z.B. die Diagonale a4-e8, wenn Weiß auf d5 tauscht und da können dann ganz gefährliche Schachs auftauchen durch den weißen Läufer oder die weiße Dame. Das muss man als Caro-Kann-Spieler immer im Blick behalten. Ein weiterer Nachteil ist, wenn Weiß nicht auf d5 tauscht, dass man später c5 spielen muss. Und das ist dann ein Tempoverlust, weil man zuerst ja schon c6 gespielt hatte.

Ähnlich verliert man oft Entwicklungsschritte, der Schachspieler nennt es "Tempi", durch seinen weißfeldrigen Läufer, den man vor die Bauernkette z.B. nach f5 gespielt hat. Dort wird er gejagt durch die weißen Springer und Bauern und am Ende zumeist gegen den weißfeldrigen Läufer von Weiß getauscht. Was ist das Problem? Schwarz hat den Läufer drei-, viermal durch die Gegend gezogen, Weiß hingegen nur einmal und tauscht sofort. Man hat also einfach zwei, drei Züge/Tempi verloren, die Weiß hingegen zum Entwickeln seiner Springer und zum Start eines Bauernsturmes genutzt hat.

Schauen wir uns die beliebtesten Varianten einmal an und beginnen mit der Hauptvariante, in der Weiß nach 1. e4 c6 2. d4 d5 mit 3. Sc3 seinen Bauern auf e4 deckt:

Caro-Kann-Verteidigung.

Weiß hätte auch 3. Sd2 spielen können, es führt nach 3. ... dxe4 4. Sxe4 zu derselben Stellung:

Caro-Kann-Verteidigung.

Jetzt kann Schwarz den Läufer entwickeln mit 4. ... Lf5, wird dann aber gleich vom Springer und Bauern mit 5. Sg3 Lg6 6. h4 unter Druck gesetzt:

Caro-Kann-Verteidigung.

Es droht der Läuferfang, weshalb sich Schwarz ein Fluchtfeld schafft mit 6. ... h6 und nach den weiteren Entwicklungszügen 7. Sf3 Sd7 8. h5 braucht er es dann auch:

Caro-Kann-Verteidigung.

Abschließend erzwingt Weiß in der Klassischen Hauptvariante mit 8. ... Lh7 9. Ld3 Lxd3 10. Dxd3 den Läufertausch:

Caro-Kann-Verteidigung.

Im weiteren Verlauf wird Schwarz versuchen auf der halboffenen d-Linie zu spielen und/oder mit dem c-Bauern vorzumarschieren, während Weiß den Angriff am Königsflügel fortsetzt. Schwarz hat definitiv eine ausgeglichene Stellung erreicht. In der Abtauschvariante hingegen wird nichts gedeckt, sondern mit 1. e4 c6 2. d4 d5 3. exd5 cxd5 getauscht:

Caro-Kann-Verteidigung.

Hier kann Weiß mit 4. Ld3 fortsetzen, damit der schwarze Läufer nicht nach f5 kann. Oder aber etwas vorsichtiger 4. Sf3. Oder auch etwas aggressiver 4. c4. Schwarz hingegen wird zuerst immer Sc6 spielen und danach spielt es sich fast von alleine. Normale Entwicklungszüge wie Sf6, Ld6, Lg4, e6 und die kurze oder lange Rochade. Zum Abschluss noch die Vorstoßvariante, die mit den Zügen 1. e4 c6 2. d4 d5 3. e5 und folgender Stellung beginnt:

Caro-Kann-Verteidigung.

3. ... c5 wäre eine Option für Schwarz um gleich das weiße Zentrum zu stören und für Lärm am Damenflügel zu sorgen. Normalerweise hebt sich das Schwarz aber für später auf und entwickelt zuerst den Läufer mit 3. ... Lf5 um dann zum Beispiel in eine scharfe Variante zu geraten mit 4. Sc3 e6 5. g4 und folgender Stellung:

Caro-Kann-Verteidigung.

Oder aber mit 4. Sf3 e6 5. Le2 in ruhigere Fahrwasser:

Caro-Kann-Verteidigung.


Fazit: Die Caro-Kann-Verteidigung ist eine sehr solide Wahl. Natürlich kann man in Bedrängnis geraten, natürlich steht man manchmal ziemlich beengt da und natürlich tappt man zu Beginn in die ein oder andere Falle, weil man nicht jede Variante genau kennt. Aber mit ein bisschen Erfahrung belohnt einem die Eröffnung mit soliden Stellungen und guten Aussichten fürs Endspiel. Sie ist lange nicht so remislastig und langweilig wie so manche behaupten!