Englische Verteidigung

Englisch, immer etwas schwer verdaulich.

Die Englische Verteidigung, auch Owen-Verteidigung oder Damenfianchetto genannt, wurde zuerst durch den englischen Schachspieler John Owen erfolgreich in der Turnierpraxis angewandt. Er gehörte im 19.ten Jahrhundert zu den stärksten Schachspielern in England und maß sich mit den größten Spielern seiner Zeit. Das Besondere an der Eröffnung ist, dass sie ungewöhnlich ist, selten gespielt wird und man den Gegner eventuell sehr schnell aus der Theorie bringen kann. Wenn etwas selten gespielt wird, dann hat das aber auch meistens einen triftigen Grund: Die Eröffnung bietet nicht wirklich gute Chancen für Schwarz schnell eine ausgeglichenen Stellung zu erreichen. Schwarz gerät aber auch nicht wirklich deutlich in Rückstand, es drohen keine entscheidenden Fallen und das könnte für manchen schon als Motivation ausreichen um Weiß eine kleine Überraschung zu bereiten.

Englische Verteidigung.

Obige Stellung nach den Anfangszügen 1. e4 b6 charakterisiert die Englische Verteidigung. Schwarz überlässt das Zentrum den weißen Bauern und möchte mit dem fianchettierten Damenläufer den Bauern auf e4 unter Druck setzen. Nach den logischen Zügen 2. d4 Lb7 erhalten wir folgende Stellung:

Englische Verteidigung.

Hier bieten sich zwei Fortsetzungen an. 3. Ld3 e6 4. Sf3 c5 5. c3 Sf6 6. Sbd2 Sc6 7. a3! d5 8. e5 Sfd7 9. b4 Le7 10. 0-0 0-0 11. Te1 ... würde zu folgender Stellung führen, mit Vorteil für Weiß:

Englische Verteidigung.

Oder 3. Sc3 e6 4. Sf3 Lb4 5. Ld3 Sf6 6. Lg5 h6 7. Lxf6 Lxc3+ 8. bxc3 Dxf6 9. 0-0 d6 10. Sd2 e5 11. f4 De7 12. Dg4 ..., was ebenso gut für Weiß aussieht:

Englische Verteidigung.

Schauen wir uns zum Abschluss noch eine weitere Variante an, die Guatemala Verteidigung. Sie ergibt sich nach 1. e4 b6 2. d4 La6

Englische Verteidigung.

Wenn der Fianchetto-Läufer auf b7 für die meisten Weißspieler noch ein irgendwie vertrautes und nachvollziehbares Bild abgeben mag, dann hört das Verständnis hier aber wahrscheinlich komplett auf. Schwarz möchte mit Gewalt den Weißen aus der Theorie reißen und den weißfeldrigen Läufer abtauschen, bevor der später z.B. auf f7 oder h7 noch Ärger machen könnte. Eine denkbare Fortsetzung wäre 3. Lxa6 Sxa6 4. Sf3 Dc8!? 5. 0-0 Db7 6. Te1 e6 7. c4, was dann aber auch wieder recht gut für Weiß aussieht:

Englische Verteidigung.

Fazit: Die Englische Verteidigung bringt Schwarz keinen Vorteil, man handelt sich aber auch keine Verluststellung ein. Versucht es einfach mal. Gerade in Schnell- oder Blitzpartien kann euch der Überraschungseffekt durchaus hilfreich sein und Weiß was zum Beissen geben.