Französische Verteidigung

The winner takes it all!

Erste Hälfte des 19.ten Jahrhunderts gab es ein Fernschachduell zwischen den besten Schachspielern aus London und Paris. Es gewannen die Franzosen, die auf 1. e4 mit Schwarz 1. ... e6 geantwortet hatten:

Französische Verteidigung.

Das war sicherlich nicht das erste Mal, dass 1. ... e6 gespielt wurde, aber es war ein vielbeachteter Wettkampf und ein Sieg, das reichte, damit diese Eröffnung ab dann "Französische Verteidigung" genannt wurde. Wie geht es im zweiten Zug weiter? Natürlich gibt es ein paar Nebenvarianten wie z.B. 2. d3 oder 2. ... c5, aber fast immer nutzt Weiß die Chance ein Vollzentrum zu bilden, das Schwarz dann sofort angreift. Die typische Fortsetzung ist also 2. d4 d5 und folgende Stellung:

Französische Verteidigung.

Wenn man sich jetzt unwohl mit der Eröffnung fühlt als Weißer, kann man zur Abtauschvariante greifen. Nach 3. exd5 exd5 hat Schwarz zwar im Prinzip Ausgleich erzielt, Weiß gewinnt aber eine relativ einfache Stellung, in der er gut seine Figuren entwickeln und auf Remis spielen kann:

Französische Verteidigung.

Spannender ist da schon die Vorstoßvariante mit 3. e5 und folgender Stellung:

Französische Verteidigung.

Hier steht Schwarz jetzt plötzlich recht beengt da und wichtige Felder zur Entwicklung wie f6 oder d6 stehen vorerst nicht mehr zur Verfügung. Man erkennt auch den sogenannten "französischen Läufer" auf c8, ein großer Nachteil von 1. ... e6, Schwarz hat ihn im Prinzip selber eingesperrt und hat oft erhebliche Probleme ihn wieder irgendwie ins Spiel zu bringen. Als nächster Zug muss 3. ... c5 folgen um sofort das weiße Zentrum zu "untergraben".

Ein weiterer beliebter Zug ist 3. Sd2, die sogenannte Tarrasch-Variante:

Französische Verteidigung.

Der Springer deckt den Bauern auf e4 ohne den c-Bauern zu verstellen, den man eventuell später noch auf c3 benötigt um d4 mit einem Bauern decken zu können. Gleichzeitig sperrt er aber temporär den Läufer auf c1 ein. Etwas passiv alles. 3. Sc3 ist offensiver und auch die Hauptvariante:

Französische Verteidigung.

3. ... dxe4 wäre jetzt die Rubinstein-Variante und 3. ... Lb4 die Winawer-Variante, das Klassische System setzt aber mit 3. ... Sf6 und folgender Stellung fort:

Französische Verteidigung.

Von hier hätten wir die Steinitz-Variante mit 4. e5 Sfd7 und folgende Stellung:

Französische Verteidigung.

Oder die Hauptvariante gleich mit 4. Lg5, auf die Schwarz mit 4. ... Le7 (4. ... dxe4 wäre auch gut spielbar) antworten kann:

Französische Verteidigung.


Fazit: Die Französische Verteidigung gilt als sehr stabil und solide. Böse gesagt als langweilig. Das stimmt aber nicht. Jede Eröffnung hat irgendwo langweilige Varianten. Das Tolle bei dieser Verteidigung ist, dass Schwarz eine einfach zu verstehende Eröffnung an die Hand bekommt, bei der man einen klaren Plan verfolgen kann. Das ist gerade für Anfänger wichtig, die eine Alternative zu 1. e4 e5 suchen.