Läufer-Springer-Endspiel

Die Königsdisziplin!

Kommt das Läufermatt schon gar nicht vor, so kommt das Läufer-Springer-Matt schon gar gar gar nicht in der Praxis vor. Es ist wirklich extrem selten und ziemlich schwer auszuführen, da es bei korrekter Spielweise schon rund 35 Züge braucht und man ja nur 50 Züge bis zum Unentschieden aufgrund der 50-Züge-Regel zur Verfügung hat. Entwischt einem also irgendwo mal der gegnerische König, entschlüpft einem irgendwo durch ein Loch, so kann man es schon knicken. Einen Sieg verspielt ... Remis.

Das könnte aber auch leicht so manchem Profi oder gehobenen Vereinsspieler passieren, vor allem unter Zeitnot. Und somit ist wohl klar, dass ich es von euch auch nicht erwarte. Ihr müsst das Läufer-Springer-Matt nicht beherrschen. Erleichtert? Eines müsst ihr dann aber doch wissen, nämlich wie man sich dagegen verteidigt. Das erwarte ich sehr wohl von euch. Hier, so könnte das Matt aussehen:

Läufer-Springer-Matt.

Das Matt ist nur in der Ecke möglich und zwar nur in den Ecken, in die auch euer Läufer kommt. Bei einem weißfeldrigen Läufer also in den Ecken a8 oder h1 und bei einem schwarzfeldrigen Läufer in den Ecken a1 oder h8. Und das ist alles, was ihr wissen müsst. Rennt einfach immer aus diesen Ecken raus und mindestens 90 Prozent aller Schachspieler wird nicht in der Lage sein euch matt zu setzen. Echt wahr!

Lest ihr immer noch weiter? Ihr wollt es also wirklich wissen, oder was? Ich habe euch aber gewarnt! Es ist tatsächlich ziemlich schwierig, eine echte Herausforderung, und man muss es öfters mal üben, damit man es auch sicher beherrscht. Es läuft im Prinzip in verschiedenen Phasen ab, man muss verschiedene Stellungen erreichen, die aufeinander aufbauen, dann noch einiges rummanövrieren und zu guter Letzt matt setzen. Schauen wir uns einfach mal folgende Stellung an. Schwarz möchte noch etwas weiterspielen, sich nicht mit dem Unentschieden abfinden, vielleicht gewinnt er sogar noch den Läufer? Nein, Weiß hat die richtige Antwort parat und den Sieg in der Tasche. Was zieht Weiß?

Läufer-Springer-Matt.

Genau, die Springergabel 1. Sd6+ bringt Weiß den Sieg, jedoch nur, wenn er auch das Läufer-Springer-Matt sicher beherrscht. Nach 1. ... Ke7 2. Sxb7 Ke6 haben wir folgende Ausgangsstellung, Phase 1 kann beginnen.

Läufer-Springer-Matt.

In Phase 1 zentralisieren wir unsere Figuren in der Brettmitte wie ein Dreieck mit dem König an der Spitze. Dieses Dreieck muss in eine Ecke zeigen, in der wir den gegnerischen König nicht mattsetzen können. Zum Beispiel nach folgendem Verlauf 3. Kc3 Kd5 4. Kd3 Ke5 5. Lc6 Ke6 6. Ke4 Kf6 7. Sd6 Ke6 8. Sc4 Kf6 9. Ld5 Kg5 10. Se3 Kf6 11. Kf4 Ke7 12. Ke5 Kf8 13. Le4 Ke7 14. Sd5+ Kf7 erreichen wir diese gewünschte Stellung:

Läufer-Springer-Matt.

Nachdem wir die Dreiecksstellung erreicht haben, müssen wir in Phase 2 die SKL-Stellung (Springer vor König vor Läufer) erreichen. Hierzu müssen wir mittels Wartezug mit dem König nach f6 gelangen und danach den Springer und Läufer umgruppieren. Nach 15. Kf5 Kg7 16. Ke6 Kh8 17. Kf6 Kg8 18. Sf4 Kf8 19. Sd3 Kg8 20. Se5 Kh8 21. Lf5 Kg8 22. Sf7 Kf8 erhalten wir die gewünschte Stellung, aus der es für den Gegner nur noch Richtung Mattecke gehen soll:

Läufer-Springer-Matt.

Phase 3 ist dann das berühmte W-Manöver mit dem Springer. ("W" wie "Winner". Oder "W" wie "Wie ging das noch mal genau???") Und das fühlt sich etwas komisch an, wenn man es spielt. Kann der schwarze König am Ende nicht entwischen? Nach 23. Lh7 Ke8 24. Se5 Kd8 25. Ke6 Kc7 26. Sd7 Kc6 haben wir diese Position erreicht:

Läufer-Springer-Matt.

Doch da rettet der Läufer jetzt und stopft mit 27. Ld3 die Lücke. Und nach 27. ... Kc7 28. Lb5 Kb7 29. Kd6 Kc8 30. Sc5 hat der Springer sein "W" vollendet:

Läufer-Springer-Matt.

Und jetzt mit 30. ... Kb8 31. Ld7 Ka7 32. Kc7 Ka8 33. Kb6 Kb8 34. Sa6+ Ka8 35. Lc6# noch das Matt gönnen:

Läufer-Springer-Matt.