Schnelle Dame... schwacher Bauer.
Im Vergleich zum Narrenmatt, das eher theoretischer Natur ist und nicht wirklich vorkommt, ist das Schäfermatt bei Anfängern durchaus sehr beliebt, oder gefürchtet, je nach Blickwinkel. Wenn auch nicht gleich nach vier Zügen, so sieht man es doch häufiger einmal, Freude/Ärger sind dann entsprechend groß.
Einen weiteren Unterschied zum Narrenmatt gibt es: Beim Schäfermatt kann man richtig etwas lernen. Ein Partiebeispiel also, dass jeder Schachspieler verinnerlichen sollte!
Das Matt wird herbeigeführt durch einen gemeinsamen Angriff von Läufer und Dame auf den "schwachen" Bauern auf f7. Wieso ist ausgerechnet dieser Bauer "schwach"? Weil er am Anfang nur durch den König gedeckt wird. Es lohnt sich also für Weiß Druck auf diesen Bauern auszuüben, d.h. dass man ihn mit mehreren Figuren versucht anzugreifen. Und verteidigt sich Schwarz dann schlecht, so ist das Spiel auch schon wieder aus, bevor es richtig begonnen hat.
Jetzt aber zur Partie:
Nach den guten Eröffnungszügen
1. e4 e5
bringt Weiß sofort die Dame auf h5 in Stellung.
2. Dh5 ...
Von hier greift sie den Bauern auf e5 an und droht dort mit Schach. Lassen wir sie doch einfach nochmals ziehen, ausnahmsweise, und Schach sagen mit Dxe5+. Schwarz könnte nun nur noch etwas dazwischenziehen und die Dame würde jetzt auf g7 einschlagen und sich auch noch den Turm holen. Schnell zieht Schwarz also korrekt
2. ... Sc6
um den Bauen zu decken. Weiß entwickelt den Läufer und greift erneut den "schwachen" Bauern auf f7 an.
3. Lc4 ...
Dort steht der Läufer super! Erkennt Schwarz jetzt nicht die große Gefahr und entwickelt normal den Springer um die Dame anzugreifen, sieht ja eigentlich wie ein "normaler" Zug aus, so wird er gnadenlos Matt gesetzt.
3. ... Sf6??
4. Dxf7#
Hätte Schwarz stattdessen
3. ... g6
gespielt so wäre nichts Schlimmes geschehen. Besser noch, Schwarz wäre jetzt sogar etwas im Vorteil, weil sich die weiße Dame zu weit vorgewagt hätte und Schwarz sie jetzt mit Bauern oder Leichtfiguren attackieren und dabei gleichzeitig die eigenen Figuren entwickeln könnte. Und Weiß würde nur noch mit der Dame hin- und herziehen, im verzweifelten Bemühen nicht schon am Anfang die stärkste Figur zu verlieren.
Neben dem "schwachen" Bauern ist auch genau das die zweite Lehre, die man aus dem Schäfermatt ziehen kann: Entwickle die Dame nicht zu früh! Lieber zuerst die Leichtfiguren und eine schnelle Rochade, die dann auch den "schwachen" Bauern schützen würde und erst später die Dame. Schließlich können Läufer und Springer ja auch schon einmal auf f7 "zielen", ohne gleich die stärkste Figur der Gefahr auszusetzen.
Natürlich ist es verlockend. Gerade als Anfänger sucht man ja nach solchen "Tricks" wie dem Schäfermatt um den Gegner zu überrumpeln. Es klappt aber auch nur gegen Anfänger. Und das soll ja nicht unser Niveau bleiben, oder?
Verständisfrage: Hat Weiß eigentlich genauso einen "schwachen" Bauern? Geht das Schäfermatt auch andersherum?