Offene Linien

Zeit für die schweren Jungs.

In der Eröffnung versucht man das Zentrum zu beherrschen und die Leichtfiguren zu entwickeln. Gleichzeitig will man auch die Bauernstrukturen intakt erhalten, es sollen sich also alle gegenseitig decken, die Bauern sollen sogenannte Bauernketten bilden. Das behindert aber leider alles die Entwicklung der Schwerfiguren, vor allem der Türme. Die stehen dann in der Ecke herum, kommen nicht raus und decken bloß den Bauern vor sich. Was für eine Verschwendung! Die Türme sind schließlich die zweitstärksten Figuren auf dem Brett.

Solche passiven Türme sind auch einer der Hauptgründe, weshalb man nie aufgeben sollte, nur weil man mal irgendwo einen Läufer oder Springer verliert. Solange der Gegner passive Figuren rumstehen hat wie einen Turm in der Ecke, schadet eine Figur weniger gar nichts, insofern man seine eigenen passiven Figuren alle schnell aktivieren und ins Spiel bringen kann. Wie entwickelt man dann aber am schnellsten seine Türme? Und wohin sollten sie sich auf dem Brett idealer Weise entwickeln? Am gemeinsten und fiesesten werden Türme, wenn sie die Grundreihen des Gegners erreichen können. Also wenn die weißen Türme es auf die 7. oder 8. Reihe schaffen oder die Schwarzen auf die 1. oder 2.te.

Hier mal eine typische Stellung in der Eröffnung:

Offene Linien.

Wie soll es da ein Turm ins Spiel schaffen, wenn er nur waagerecht und senkrecht ziehen aber nicht springen kann?

Der erste Schritt ist, dass man immer die Rochade anstreben sollte. Das bringt schon mal einen Turm aus der Ecke in die Mitte. Man kann seine Türme dann auch besser "verbinden", das hat nichts mit Arzt zu tun, sondern heißt lediglich, dass die Türme zusammenarbeiten können, indem sie sich z.B. gegenseitig decken oder gemeinsam einen Punkt angreifen. Und als zweites sollte man auf offene Linien achten und diese immer mit seinen Türmen besetzen.

Von einer offenen Linie spricht man, wenn sich auf einer Linie keine Bauern mehr befinden. Wenn man diese besetzt, kontrolliert man ein Einfallstor in die gegnerische Stellung:

Offene Linien.

Aber auch halboffenen Linien, die nur von Bauern einer Farbe besetzt sind, sollte man besetzen um Druck auf die gegnerische Stellung auszuüben. Sie entstehen oft in halboffenen Eröffnungen:

Offene Linien.

Und es ist auch nicht so, dass man passiv abwarten muss bis sich endlich mal was tut und eine Linie öffnet, man kann es auch aktiv verbeiführen und seinen Türmen den Weg öffnen. In folgender Stellung wäre z.B. der Bauernzug b5 das Brecheisen, das die gegnerische Stellung aufhebelt, man nennt es dann auch "Bauernhebel". Tauscht Schwarz den Bauern, dann ist das Loch da und die Türme schlagen auf c8 ein, zieht er vorbei oder lässt ihn stehen, dann verliert er ihn einfach:

Offene Linien.


Fazit: Auf offene oder halboffenen Linien müssen Türme drauf.