Die Qual der Wahl.
Beim Tennis braucht man Schläger und Bälle und Schuhe und sonstwas. Das kann ganz schön teuer werden. Noch teurer wird es beim Golf oder Tauchen, oder Reiten, selbst Tischtennis kann auf hohem Niveau ins Geld gehen, wenn man noch die besseren Belege oder die extragute Trainingsplatte für den Hobbykeller braucht. Schach ist da durchaus billiger. Doch was braucht der Schachspieler eigentlich genau an Ausrüstung?
Ich möchte euch da ein paar Tipps geben, damit ihr überhaupt wisst, was es so alles gibt, was Sinn macht und damit ihr ärgerliche Fehlkäufe vermeiden könnt. Hierfür brauchen wir aber eine Einteilung, da man entsprechend dem eigenen Anspruch nicht jede Ausrüstung benötigt. Ich möchte es einmal grob in den gelegentlichen Freizeitspieler, den ambitionierter Hobbyspieler und den Amateur im Verein einteilen. Wozu würdet ihr euch zählen?
Was alle drei, Freizeit-, Hobby- oder Vereinsspieler, brauchen, ist ein Alltagsbrett. Dieses sollte nicht zu groß sein, dass man es gut überall hinstellen oder mitnehmen kann. Das man auch gut wieder wegräumen kann. Es sollte aber auch nicht zu klein sein, damit die Übersicht nicht leidet oder das Spielen zu nervig wird. Ich empfehle euch eine Schachkassette. Schachkassetten sind Holzkästen, die ausgeklappt das Spielfeld ergeben und in denen man die Figuren gut verstauen kann. Ein Feld sollte eine Kantenlänge von mindestens 35 mm aufweisen und ab 45mm wird es schon recht groß. Das Spielbrett sollte beschriftet sein, also die Buchstaben und Zahlen für die Linien und Reihen aufweisen. Und als letztes sollte man darauf achten, dass die Figurem dem Staunton-Design entsprechen.
Warum ist das Design der Figuren wichtig? Und warum Staunton?
Die Staunton-Figuren entstanden Mitte des 19.ten Jahrhunderts in England und haben sich seitdem weltweit zum Standard entwickelt. Schach ist ein visuell kognitives Spiel, bei dem es sehr darauf ankommt, sich Stellungsmuster als Bilder zu merken und später in den verschiedensten Spielsituationen wieder abrufen zu können. Hierbei ist es sehr hilfreich, wenn man beim Spiel und Training mit einheitlichen Figuren spielt. Natürlich gibt es auch Lego-, Mario-Cart- oder Star-Wars-Schachspiele, die bei Kindern sehr bebliebt sind. Wenn man aber erst überlegen muss, ob Chewbacca Turm oder Läufer war, dann dient das nur der Verwirrung und nicht der Steigerung der eigenen Spielstärke. Dann lieber Staunton-Figuren und Chewbacca als Spielzeug zusätzlich.
So, damit hat der Freizeitspieler eigentlich schon alles, was er braucht, schauen wir, was es zusätzlich noch gibt.
Es gäbe z.B. noch Turnierbretter. Als Vereinspieler sollte man sich solch eines anschaffen, damit man sich an die Größe gewöhnt. Eigentlich macht Schach auf dieser Größe auch am meisten Spaß, weil es am Übersichtlichsten und Bequemsten ist. Es sollte auch beschriftet sein und eine Feld-Seitenlänge von 55 bis 58 mm aufweisen, das entspricht dann Turniergröße. Ja klar, das ist dann eine sehr große, unhandliche Holzplatte. Sie ist aber nicht sehr hoch und lässt sich gut hinter einem Schrank oder unter dem Bett verstauen. Natürlich kann man auch einen Schachplan, also eine bedruckte Plane kaufen, die wellt sich dann aber immer und nervt eher. Dann lieber einen faltbaren Schachplan, der ist dann mit Kunststoffe oder Pappe verstärkt, das sieht irgendwann aber auch nicht mehr schön aus und bröselt an allen Ecken und Kanten auseinander.
Staunton-Figuren nicht vergessen fürs Turnierbrett, am besten im Holzkasten. Die Königshöhe sollte über 90 mm betragen, damit es auch zu der Feldgröße passt.
Partie- oder Diagrammzettel um Schachpartien aufzuschreiben, sind für den Hobbyspieler empfehlenswert, wenn er wirklich ambitioniert ist und für den Vereinsspieler sowieso. Die könnte man jetzt auch kaufen, dann liegen die Stapel aber meistens einfach bei einem rum, weil man sie dann doch eher selten braucht. Ich habe euch daher Vorlagen zum Ausdrucken als PDF erstellt. Da könnt ihr euch dann selber mal welche ausdrucken, wenn ihr die Notation und das Aufschreiben üben wollt oder wenn ihr euch bestimmte Stellungen notieren möchtet. Ihr findet beides in der Rubrik "Nützliches" zum Herunterladen.
Kennt ihr noch Schachcomputer? Das waren Schachbretter mit eingebautem Schachprogramm, gegen die man spielen konnte. Das Spielfeld hatte dann zumeist Drucksensoren, so dass man beim Ziehen die Figur auf dem Ausgangsfeld und Zielfeld herunterdrücken musste. Lämpchen am Rand zeigten den Zug des Computers an. Ich war immer großer Fan dieser Geräte, weil es in 3D schöner ist als am Monitor zu spielen. Die Schach-Apps auf Tablets oder Smartphones haben dem Schachcomputer aber den Garaus gemacht. Es gibt auch eigentlich keine Hersteller mehr, so dass man schon bei Ebay und Konsorten auf die Suche gehen muss. Einen Spaß ist es wert, notwendig ist es aber nicht.
Zu guter Letzt noch zum Thema Schachuhr: Jeder Hobby- oder Vereinsspieler sollte sich eine eigene Schachuhr leisten. Natürlich gäbe es zur Not auch Timer-Apps, aber das taugt nur für den Notfall. Wenn man mal wirklich das Spielen auf Zeit üben will oder wenn man mal das Schachadrenalin bei einer 5-Minuten-Blitzpartie erleben möchte, dann braucht man eine richtige Schachuhr. Oder man hat schlicht nicht mehr Zeit zur Verfügung, weil die Freistunde oder Mittagspause nur 45 Minuten dauert. Dann kann man mit einer Schachuhr optimal die Gesamtdauer einer Partie begrenzen. Für den Hobbyspieler hätte ich als Tipp die DGT960, der Vereinsspieler sollte sich eine DGT2010 oder DGT3000 leisten, das wären Uhren, die auch von der FIDE für den Turnierbetrieb "freigegeben" sind. Mechanische Uhren würde ich nicht mehr unbedingt empfehlen, weil sie die verschiedenen Spielmodi mit Bonuszeiten nicht wirklich abbilden können und man auch irgendwann nicht mehr genau weiß, ob sie überhaupt noch richtig laufen.
Hier eure Einkaufsliste:
Ausrüstung | Freizeitspieler | Hobbyspieler | Vereinsspieler | Empfehlung |
---|---|---|---|---|
Alltagsbrett | Ja | Ja | Ja | Schachkassette, Feldgröße 35 - 45 mm, beschriftet, Staunton-Figuren |
Turnierbrett | Nein | Nein | Ja | Holzplatte, Feldgröße 55 - 58 mm, beschriftet, Staunton-Figuren im Holzkasten, Königshöhe mindestens 90 mm |
Partiezettel | Nein | Ja | Ja | Selber ausdrucken, Vorlage unter Nützliches. |
Diagrammzettel | Nein | Ja | Ja | Selber ausdrucken, Vorlage unter Nützliches. |
Schachcomputer | Nein | Nein | Nein | Wurde durch Apps verdrängt. |
Schachuhr | Nein | Ja | Ja | Hobby: DGT1001 oder DGT960, Verein: DGT2010 |