Damenindisch

Eine Dame aus Indien namens Aaron?

Die Indische Verteidigung beginnt mit den Zügen 1. d4 Sf6 2. c4 und folgender Stellung:

Damenindische Verteidigung.

Schwarz besetzt das Zentrum bewusst nicht mit Bauern, sondern versucht es von der Seite mit Figuren zu kontrollieren. Diese Idee wurde Anfang der 20.ten Jahrhunderts sehr populär, vor allem durch Aaron Nimzowitsch. Strebt Schwarz ein Läuferfianchetto auf dem Königsflügel an, dann nennt man es "Königsindisch" und auf dem Damenflügel entsprechend "Damenindisch". Im Englischen kürzt man es zu KID ("King's Indian Defense") und QID ("Queen's Indian Defense") ab.

Wir wollen uns hier einmal mit der Damenindischen Verteidigung etwas genauer beschäftigen, die nach den weiteren Zügen 2. ... e6 3. Sf3 b6 entsteht:

Damenindische Verteidigung.

Hier wären jetzt 4. Lg5, 4. Lf4 oder 4. e3 alles vernünftige Fortsetzungen, die auch gerne auf Topniveau gespielt werden. Noch beliebter ist 4. Sc3, womit man aber zumeist nur in andere Varianten oder in die Nimzowitsch-Indische-Verteidigung überleitet. Bleiben wir lieber bei Damenindisch und schauen uns die Petrosjan-Variante mit 4. a3 und folgender Ausgangsstellung an:

Damenindische Verteidigung.

Die Idee ist, dass Weiß e4 spielen möchte um ein starkes Bauernzentrum zu bilden. Genau dies will Schwarz aber mit seinen fianchettierten Läufern und Springern verhindern. Also braucht Weiß zur Unterstützung Sc3. Den Springer würde Schwarz aber sofort mit Lb4 fesseln und zur Not abtauschen, was die Grundidee in der Nimzowitsch-Indischen Verteidigung ist. Der Zug 4. a3 ist also etwas um zwei Ecken gedacht und trägt aktuell nichts zur Entwicklung bei.

Was wären jetzt gute Züge für Schwarz? Bevor Weiß sich das Zentrum komplett unter den Nagel reisst, könnte Schwarz sofort mit 4. ... c5 zum Gegenschlag ansetzen und nach 5. d5 La6 6. Dc2 bekommen wir benoniartige Bauernstrukturen:

Damenindische Verteidigung.

Interessant ist auch der Läuferzug 4. ... La6, der die Dame mit 5. Dc2 von der d-Linie weglocken soll um danach mit 5. ... Lb7 6. Sc3 c5 wieder zurückzugehen und den Vorstoß im Zentrum zu unterstützen:

Damenindische Verteidigung.

Der Hauptzug lautet aber 4. ... Lb7, verzichtet auf diese Hin-Und-Her-Spielchen und plant den Vorstoß d5. Die typische Fortsetzung wäre 5. Sc3 d5 6. cxd5 Sxd5 und folgende Stellung:

Damenindische Verteidigung.

Damit verlassen wir die Petrosjan-Variante und kommen zur Hauptvariante mit 4. g3, in der Weiß ein Gegenfianchetto zu Lb7 aufstellen will:

Damenindische Verteidigung.

In der klassischen Variante setzt Schwarz normal seinen Plan mit dem Fianchetto fort und wir erhalten nach 4. ... Lb7 5. Lg2 Le7 6. 0-0 0-0 folgende Stellung:

Damenindische Verteidigung.

Als Schwarzer darf man hier nicht vergessen, dass der weiße Läufer auf g2 gedeckt ist, der eigene auf b7 aber nicht. Weiß kann das versuchen auszunutzen, indem er 7. d5 spielt und nach 7. ... exd5 8. Sh4 ist der schwarze Bauer auf d5 gefesselt:

Damenindische Verteidigung.

Solider wäre 7. Sc3, worauf Schwarz zumeist 7. Se4 spielt um den Vormarsch des e-Bauern zu blockieren:

Damenindische Verteidigung.

Diese klassische/alte Spielweise mit 4. ... Lb7 wurde inzwischen in der Beliebtheit von der modernen Hauptvariante überholt, die zu 4. ... La6 greift, einen Zug, den wir schon in der Petrosjan-Variante kennengelernt haben:

Damenindische Verteidigung.

Lässt sich die weiße Dame ablenken mit 5. Da4 oder 5. Dc2, dann geht der Läufer mit 5. ... Lb7 wieder zurück und als nächstes folgt der Bauernvorstoß c7-c5.

Und entschließt sich Weiß mit 5. b3 zu decken, dann hat Schwarz nach 5. ... Lb4+ 6. Ld2 Le7 7. Lg2 c6 8. Lc3 d5 eine gut spielbare Stellung erreicht:

Damenindische Verteidigung.


Fazit: Nimzowitsch-Indisch und Damenindisch gelten als solideste und beste Antworten auf 1. d4, man sollte sie definitiv ausprobieren, auch wenn man teilweise in passive Stellungen geraten kann.