Nordisch auf den zweiten Blick.
Die Skandinavische Verteidigung erhielt ihren Namen erst in der Neuzeit, wurde aber bereits Ende des 15.ten Jahrhunderts zum ersten Mal dokumentiert und zählt somit zu den ältesten Eröffnungen überhaupt im Schach. Sie wurde aber auch Jahrhunderte nicht Ernst genommen, weil Schwarz nach den Eröffnungszügen 1. e5 d4 zumeist seine Dame früh aktiviert, was nicht den gängigen Eröffnungs-Leitsätzen entspricht und als nachteilhaft angesehen wurde.
Erst Skandinavische Meister sorgten Ende des 19.ten, Anfang des 20.ten Jahrhunderts für eine tiefergehende Analyse und eine größere Anwendung im Turnierschach. Die Eröffnung ist durchaus spielbar für Schwarz und kann zu einem sehr scharfen Spiel führen. Gerade für den Schachanfänger, auf dem Weg zum Fortgeschrittenen ist diese Eröffnung ein echter Geheimtipp, weil sie von den Varianten überschaubar ist, Weiß überraschen wird und die Remis-Wahrscheinlichkeit senkt. Eine Variante für Schwarz um aktiv für Radau auf dem Brett zu sorgen und auf Sieg zu spielen, wohlwissend, dass man als Schwarzer auch die Verlust-Chance erhöht. Hier die Ausgangsstellung:
Normal rechnet man als Weißer mit einem ruhigen Spielanfang, wenn man mit 1. e4 beginnt und dass man erst einmal seine Figuren entwickelt. 1. ... d5 macht einem da gleich einen Strich durch die Rechnung. Wie soll man reagieren? Vorbeiziehen? Oder decken mit 2. Sc3 ? Nein, eigentlich braucht man gar nicht wirklich nachzudenken und kann d5 immer schlagen, man wird in jeder Variante in einer Stellung enden, die immer noch leicht positiv für Weiß ist. Und genau das ist ja auch das Grundziel. Man möchte seinen Anzugsvorteil nach der Eröffnung behalten und ins Mittelspiel transportieren. Und das klappt mit 2. exd5 eigentlich immer.
Jetzt muss sich Schwarz entscheiden wie es weitergehen soll. Es gibt zwei akzeptable Fortsetzungen. Entweder 2. ... Sf6 oder 2. ... Dxd5, womit wir uns zuerst beschäftigen wollen. Dies ist auch die Hauptvariante, die jahrhundertelang belächelt wurde, weil Schwarz nach 3. Sc3 gleich einen Tempoverlust hinnehmen muss, die Dame ist angegriffen und muss erneut ziehen:
Möglich wäre jetzt 3. ... Dd6 oder ganz passiv komplett zurück 3. ... Dd8, Weiß spielt in beiden Fällen 4. d4 und danach werden erst einmal normal Figuren entwickelt. Typischer wäre 3. ... Da5 und später c6 um einen weißen Vormarsch im Zentrum zu erschweren und damit die Dame eine Fluchtmöglichkeit hat für den Notfall. Weiß spielt auch hier 4. d4 und entwickelt dann normal weiter. Ein typischer Verlauf dieser Variante könnte wie folgt lauten 1. e4 d5 2. exd5 Dxd5 3. Sc3 Da5 4. d4 Sf6 5. Lc4 5. c6 6. Ld2 Lf5 7. Sf3 e6 und zu folgender Stellung führen:
Will man den Tempoverlust durch den Doppelzug der Dame verhindert, dann empfiehlt sich die zweite Variante mit 2. ... Sf6 :
Versucht jetzt Weiß den gewonnenen Bauern mit 3. c4 zu verteidigen, dann erhält Schwarz nach 3. ... c6 oder 3. ... e6 ein recht aktives Spiel. Da empfiehlt es sich doch schon eher den Bauern gleich wieder herzugeben um eine rasche Figurenentwicklung anzustreben: 3. d4 Sxd5 4. Sf3 Lg4 5. Le2 e6 6. 0-0
Fazit: Gegen schwächere Gegner oder wenn man als Schwarzer auf Sieg spielen möchte, ist die Skandinavische Verteidigung sehr zu empfehlen! Und als Weißer sollte man sich nicht einschüchtern lassen und den Bauern auf d5 einfach schlagen.